Hammerfest - die nördlichste Stadt der Welt   



Der Name Hammerfest geht zurück auf Befestigungsmöglichkeiten an Land beim "Berghammer" für Boote und Schiffe. Stadtrechte bekam Hammerfest bereits am 17.Juni 1789 und ist mit Vardø die älteste Stadt Nordnorwegens.

Ältere Geschichte

1807, Norwegen wurde von Schweden beherrscht, wurde Hammerfest in die napoleonischen Kriege hereingezogen, an denen Schweden teilnahm. Die Festlandsblockade der Engländer sollte auch im Norden durchgesetzt werden, und am 22. Juli 1809 griffen zwei englische Kriegsschiffe die Stadt an. Die Einwohner verteidigten die Stadt mit vier lächerlich kleinen Kanonen einige Stunden so gut es ging, dann eroberten die Briten Hammerfest und plünderten eine Woche lang. Nach dem Abzug der Eroberer wurde 1810 eine Verteidigungsschanze aufgebaut und mit sechs 12-Pfund und zwei 6-Pfund Kanonen bestückt. Sie ist heute als "Skansen" noch zu sehen (wenn man mit dem Schiff kommt links bei der Hafeneinfahrt) und liegt am nördlichen Ende des runden Hafens beim Stadtteil "Fuglenes".

Die Meridiansäule

Am Ende der Hafenmole, auch auf der Landspitze "Fuglenes", steht die Meridiansäule (Meridianstötten) als bronzene Kugel auf einem Granitsockel. Sie erinnert an die Vermessung der Erde von hier bis zur Stadt Ismail an der Donaumündung, 2872 km entfernt. Die von 1815 bis 1852 vorgenommene Messung sollte Aufschluß über Größe und Form der Erde geben und wurde von den Zaren Alexander und Nikolaus I. und dem König Oscar I. finanziert. Ein interessantes Projekt der länderübergreifenden Grundlagenforschung zu einer Zeit, als eher kriegerische Auseinandersetzungen an der Tagesordnung waren. Der Betonklotz neben der Säule markiert die Nachmessung von 1929.

Das harte Leben in Hammerfest in früheren Zeiten wird auch durch die Namen der Höfe deutlich. In der heutigen Stadtmitte, nahe dem "Storvatnet" (Großer See) lagen damals Höfe wie "Nøysomhet" (Genügsamkeit), "Ensomhet" (Einsamkeit) und "Prøven" (Prüfung). Der See galt und gilt als äußerst fischreich, noch heute wird dort gerne geangelt.

In Hammerfest florierte nicht nur der ÆPomorhandel. Eine wichtige Einnahmequelle bedeutete der Export von Wal- und Robbentran, auch das Trankochen und die Faßherstellung brachte Arbeit. In den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden jährlich über 20.000 Fässer verschifft, 1901 wurden 81 Pomorenschiffe gelöscht.

Der Aussichtspunkt

Oberhalb der Stadt liegt der Hausberg "Salen" (Sattel) 86 Meter ü.d.M. mit dem "Wachtturm", der Anfang des Jahrhunderts von jungen arbeitslosen Hammerfestern errichtet wurde. Im 2. Weltkrieg wurde er von den abziehenden Deutschen zerstört - und nach dem Kriege mit Geldspenden der ehemaligen Besatzer wieder aufgebaut. Der "Salen" ist vom Marktplatz aus in ca. 20 min zu erreichen, es geht in Serpentinen den Berg hinauf.

Kurz vor der Stadt liegt auch der nördlichste Birkenwald der Welt, der "Jansvannswald", schon um die Jahrhundertwende ein beliebtes Ausflugs- und Picknickziel der Hammerfester. Man saß bei Kaffee und Kuchen beieinander, und die Kinder glaubten, oberhalb des Wäldchens würde der Weihnachtsmann wohnen.

Neuere Geschichte

Im 2. Weltkrieg wurde Hammerfest von den Deutschen besetzt und hatte eine wichtige Funktion als Versorgungshafen. Beim Abzug 1944/45 wurde die Stadt gemäß dem Befehl der "verbrannten Erde" vollständig zerstört, nur die Grabkapelle blieb stehen. Später nach dem Kriege beteiligten sich die Deutschte finanziell und personell an einigen Aufbaumaßnahmen, unter anderem auch bei den Kirchen.

Hammerfest will auch am norwegischen Öl- und Erdgasboom teilhaben. Bis zum Jahr 2000 wurden 10 Milliarden Kronen in und um Hammerfest in On- und Off-Shore-Technik investiert. Außerdem will man in moderne Energiegewinnung investieren, so durch Windkraftwerke (1999) und in ein Gezeitenkraftwerk. Die Hälfte des Jahres herrschen Windstärken, die die Norweger als "kleiner Sturm" klassifizieren. Der Tidenhub beträgt normal ca. vier Meter, manchmal bis zu sechs.

Bei Hammerfest liegt eine der größten Lachsfarmen (Aquakulturen) der Welt. Im Sommer liegt der Zuwachs an Lachs in den Hammerfester Fischfarmen bei 40 Tonnen täglich. Zur Zeit werden Zuchtversuche mit anderen Fischen unternommen, z.B. dem Steinbeißer, außerdem mit der Kamschatka-Krabbe.

Trotz des Golfstroms und der mittleren Temperatur von um die minus vier Grad in den kältesten Monaten kann der Winter sehr schneereich und hart werden. Zur Jahreswende 1996/97 mußten ca. 50 Häuser evakuiert werden, weil Sie vollständig eingeschneit und zugeweht waren und der Schnee die Stromleitungen erreichte. In der Folge fielen die Immobilienpreise, einige Hammerfester verließen die Stadt. Am Flughafen wurden neun Meter Schnee gemessen. Zur Zeit (2000) hat Hammerfest knapp 10.000 Einwohner.

Der "Eisbärclub" (Isbjørnklubben)

heißt eigentlich richtig "The royal and ancient polar bear society" (etwa: Die königliche und ehrwürdige Polarbärgesellschaft) und betreibt ein kleines Museum an der Rückfront des Rathauses, das frei betreten werden kann. Der Club hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Tradition von Hammerfest als Eismeerstadt zu wahren und unterhält mit den Mitgliedsbeiträgen seit 1963 das Museum. Mitglied kann man nur im Museum selbst werden, für einmalig 175 NOK (99) erwirbt man die lebenslange Mitgliedschaft wie schon 170.000 Besucher vorher. Neben einer Urkunde, Satzung, Postkarte und Aufklebern gibt es einen kleinen silbernen Eisbäranstecker, der am Revers getragen ein dezentes Erkennungszeichen der Nordlandfahrer ist.

Einkehrtipp des Reiseleiters: Die maritme Gaststätte "Kaikanten", die an der Straße vom Rathaus schräg gegenüber zum Hurtigrutenanleger liegt.

Die Mitternachtssonne scheint in Hammerfest vom 17.05. - 28.07, vom 22.11 - 21.1 bleibt die Sonne unter dem Horizont, was aber nicht komplette Dunkelheit bedeutet.

Angelfahrten: Mit der "MS Doffen", die auch überdacht (mit Salon) für 40 Personen Platz bietet. Fahrt zu guten Fanggründen für Dorsch und Seelachs, Nachtfahrten möglich. Mindestens 10 Personen, NOK 200/Person, 10 NOK fdR. Dauer der Fahrt ca. 3 Stunden, auf Wunsch auch länger. Der Fisch wird an Bord gleich frisch zubereitet, bei gutem Fang kann der Überschuß als Filet mitgenommen werden und für den nächsten Abend zubereitet werden.

Adresse: Herr Per Risvaag, Plataet 1 9600 Hammerfest, Handy 905 88 251, Bordtelef. 941 10 178, privat 78 41 27 60.


Hammerfest Kurzfassung

Hammerfest ist schon seit 1798 die nördlichste Stadt der Welt. Stolz sind die Einwohner auch heute noch darauf, 1890 als erste Stadt in Europa nach dem verheerenden Stadtbrand eine elektrische Straßenbeleuchtung bekommen zu haben. Kurz vor der Einfahrt in den Hafen können Sie auf einer Landzuge links die alten Befestigungsanlagen und die Meridiansäule sehen. Diese Säule erinnert an den 1816 bis 1852 dauernden Versuch einer Vermessung der Erde.

Heute ist Hammerfest eine moderne Stadt von fast 10.000 Einwohnern mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und einem lebhaften Markt. Direkt am Marktplatz, nur ca. 150 Meter vom Schiff entfernt, finden Sie auch den bekannten "Eisbärclub" mit seinem kleinen, kostenfrei geöffneten

© 2000, Ronny Nisz


15.11.2000, Reiseleiter Ronny, Norwegen, Hurtigrute